Rivalen im Revier: Sparkassen im Wettbewerb

veröffentlicht am 7. September 2022

Bus einer Sparkasse in Wuppertal früher

Der Wettbewerb gehört einfach dazu. Das war schon früher so. In der Vergangenheit haben sich daher vereinzelt auch die Sparkassen untereinander in kleine Wettbewerbe verstrickt. „Konkurrenz belebt das Geschäft“ lautet eine pauschale Regel in der freien Marktwirtschaft. Allerdings nimmt manch ein Teilnehmer im Wettstreit das Gebaren der Mitbewerber nicht ganz so gelassen und reagiert mit einem sauren Gesicht. – Oder gar einer Beschwerde, wie der Barmer Oberbürgermeister im Januar des Jahres 1907 zu einer Zeit, als auch die Innenverhältnisse der Sparkassen-Zunft nicht nur durch Solidarität, Freundschaft und Wattebausch-Gefühle geprägt waren. „In einer einzigen Zeitung, dem General-Anzeiger für Elberfeld-Barmen, sind in letzter Zeit regelmäßig 4–5 Sparkassen, manchmal gleichzeitig zu finden, die diese Zinsen anpreisen“1, beklagte sich der Bürgermeister in einem Schreiben an den Regierungspräsidenten, das nachdrücklich mit „Eilt!“ Gekennzeichnet wurde. Um gleich Verstärkung zu rekrutieren, sendete er eine Ausfertigung an seine Elberfelder Kollegen, die sich gleichermaßen durch die Strategien der Konkurrenz gebeutelt fühlten und demgemäß Zustimmung signalisierten. Gemeinsam geht ja vieles leichter, auch der Kampf gegen den Gegner. ­

Sparkassen in Konkurrenz zueinander

Die in Rede stehenden Zinsen der anderen Institute beliefen sich auf 3,75 % bis 4 % für Geldanlagen, während die Sparkasse in Barmen ihren Kunden nur schlappe 3 % offerieren konnte. Tja, Pech und schlecht kalkuliert, könnte man sagen und nach oben korrigieren. Aber so leicht konnten sich die Barmer nicht mit der Lage arrangieren, da die Sparkasse hier „den Intentionen der königlichen Staatsregierung folgend, ihr Vermögen in sehr großen Beträgen in 3 % und 3 ½ % Staats[…]-papieren angelegt hat und mit den übrigen Ausleihungen einen durchschnittlichen Zinsfuß von nur 3,85 % erzielt(e)“1. Die umliegenden Sparkassen indes konnten mit hochverzinsten Hypotheken hübsche Gewinne einfahren und den Kunden mehr ausschütten. – So jedenfalls lautete der Vorwurf des Stadtoberhaupts. Man hatte sich korrekt und staatstreu gegeben und das sollte der Lohn sein? Da musste doch ein Machtwort von oben gesprochen werden.

Friedensregeln

Es war aber auch zu ärgerlich: Gleich einem Kaninchen vor der Schlange mussten die Überbotenen zunächst tatenlos zusehen, wie die Abhebungen auf den Konten jegliche Einzahlungen überwogen. Obendrein durften sie mit knirschenden Zähnen den stolzen und offenherzigen Erfolgsmeldungen mancher Kunden lauschen, die ihr Erspartes lukrativer bei der Konkurrenz deponierten. Derart geprellt und ohnmächtig rief man also nach der Autorität, dem Präsidenten.

Der beschriebene Vorfall verblüfft, denn heute ist die Lage eine ganz andere, ungleich entspanntere. Inzwischen verhindern Regeln solche kämpferischen Episoden: In unseren Tagen gibt es das sogenannte Regionalprinzip, ein Gesetz, das die Geschäftstätigkeit der einzelnen Sparkassen auf ihren Einzugsbereich beschränkt. Das sorgt nicht nur für klare Verhältnisse und ein friedliches Miteinander, sondern kommt auch dem homogenen wie harmonischen Image bei den Bürgerinnen und Bürgern zugute: Für sie ist die Sparkasse „ihre Sparkasse“, ein weithin sichtbares, gut erreichbares wie auch verlässliches Finanzinstitut.

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